Annemarie Moser-Pröll? Klingelt da etwas? Ja, klar! Annemarie Moser-Pröll ist die Olympiasiegerin und Österreichs Sportlerin des Jahrhunderts aus Kleinarl. Ihr Olympiasieg jährt sich heute (17.02.2020) zum 40. Mal. Anlass genug, ein paar Jährchen zurückzuschauen.
Annemarie Moser-Pröll lebt seit 1953 in Kleinarl. Als Bergbauerntochter lernt sie schon früh Skifahren. Selbstverständlich kann man das Skifahren von damals nicht mit heute vergleichen: Holzski, Holzstöcke und kein Skianzug, sondern Rock und Pullover.
Dennoch entdeckt Annemarie Moser-Pröll ihre Leidenschaft zum Skifahren und perfektioniert ihre Künste. In den 1970er Jahren ist sie die überragende Läuferin im Ski-Weltcup. Insgesamt gewinnt sie 62 Rennen. Dieser Rekord hält 35 Jahre und konnte erst 2015 von Lindsey Vonn übertroffen werden. Annemarie Moser-Pröll entscheidet sechs Mal den Gesamtweltcup für sich und fünf Mal krönt sie sich als Weltmeisterin. 1980 holt sie ihr langersehntes Olympiagold in der Abfahrt in Lake Placid.
Die Olympischen Winterspiele 1980: Annemarie Moser-Pröll erfüllt sich ihren großen Traum von Olypmia-Gold. Sie siegt in der Abfahrt. Dieser historische Sieg jährt sich heute zum 40. Mal.
Der Fanclub suchte sich im Zielgelände ein übersichtliches Platzerl. Schon mit Startnummer 6 fährt Annemarie zur Bestzeit. Jetzt heißt es zittern für die Fans. Nachdem Marie-Therese Nadig und Hanni Wenzel im Ziel sind, ist der Fanclub nicht mehr zu halten. Sie brüllen los und holen das Gold-Transparent, das sie vorab schon gestaltet haben hervor.
16 Kleinarler gründen den Lake Placid Club Kleinarl. Ihr größtes Ziel ist es, Annemarie Moser-Pröll und ihrer kleinen Schwester Conny (auch sie war als Skirennläuferin bei den Olympischen Winterspielen dabei und belegte bei der Abfahrt den 28. Rang) behilflich zu sein. Sie wollen die Wünsche der beiden aus den Augen lesen und ihnen stets zur Seite stehen.
Die Kleinarler hissen in Lake Placid täglich ihre clubeigene Fahne und spielen die Clubhymne, die der Kleinarler Sepp Neumayr exklusiv komponiert hat. Der Fanclub feuert die beiden Damen selbstverständlich bei jedem Rennen an und somit sollen die Rennläuferinnen einen Hauch von Heimvorteil spüren. Denn der Lake Placid Club Kleinarl ist der erste organisierte Fanclub – sie hatten maßgeschneiderte Anzüge und Ausgehuniformen. Diese Bekleidung besteht aus Mantel, einem blauen, wärmenden Winteranzug, rote Moonboots, Fäustlinge, Mützen, Jacken und Hut. Der Wiener Promi-Schneider Peppino Täuschler kommt dazu extra nach Kleinarl und fertigt 16 Maßanzüge an.
Der Lake Placid Club Kleinarl wohnt in einer kleinen Pension und heißt diese gleich zu Beginn „Kleinarler Hütte“, wo sie Selbstversorger sind. Der Clubkoch wusste schon im Vorhinein, welches Menü er zur Siegesfeier von Annemarie Moser-Pröll zaubern wird :)
Vorspeise: Weltcupcocktail
Suppe: Französische Zwiebelsuppe
Hauptspeise: Riesensteak mit Pfeffersauce und Gitterkartoffeln
Dessert: Salzburger Nockerln
Doch Annemarie Moser-Pröll kommt nicht alleine zur Siegesfeier. Mit im Schlepptau hat sie eine Horde hungriger Journalisten. Ratzfatz verschlingen diese das Festmenü. Daher macht sich der Lake Placid Club Kleinarl auf dem Weg ins Österreichhaus. Am Abend friert Annemarie Moser-Pröll im Dirndl - es hat minus 28 Grad - bei der Siegerehrung am Lake Mirror. Danach lädt Atomic-Chef Alois Rohrmoser alle ins Schweizerhaus zum Steakessen ein. Jetzt kann doch noch geschlemmt werden.
Könnt ihr euch vorstellen wie aufwendig und kostenintensiv die ganze Reise vor 40 Jahren war? Nein, wir auch nicht wirklich. Aber wir haben nachgefragt. Mehr als 20 Stunden dauert die Reise von Kleinarl nach Lake Placid. Obwohl es sehr anstrengend ist, sind die Club-Mitglieder mit Begeisterung dabei und probieren die „neue“ Herausforderung aus – viele von ihnen sind vorher noch nie geflogen. Pro Mann betragen die Reisekosten 18.000 Schilling. Den Großteil vom Reisebudget bringen die Club-Mitglieder selbst auf, sie haben zum Teil schon lange auf das Ereignis gespart. Einige tausend Schilling sponsern Sportfirmen, denn der Lake Placid Club Kleinarl sorgt für internationales Aufsehen während der Olympischen Winterspiele. Viel Geld kommt auch aus dem Hause Dachstein: Durch Zufall erfährt Toni Lintner, der Dachstein-Schuhausrüster von Annemarie, von den Aktivitäten des Clubs. Spontan entscheidet er, dass er dem Club 10.000 Schilling pro Weltcupsieg von Annemarie bis zu den Olympischen Spielen überweist. Diese Aktion füllt die Club-Kasse.
Auch in der „Kleinarler Hütte“ ist immer was los. Die Rennläufer gehen ein und aus, da dies die Ausgabestelle für die Skiunterwäsche ist. Somit kommen auch zahlreiche Journalisten und Journalistinnen in das Haus der Kleinarler und genießen österreichische Küche und Gastlichkeit. Die Berichterstattung ist gigantisch.